Corinna Harder & Oliver Harder Mittwoch, 5. November 2025 von Corinna Harder & Oliver Harder

Folge 8

Zweifel und Vertrauen – Die stille Prüfung der Wünsche

Mit jedem verbrannten Wunschzettel wächst dein Vertrauen – und zugleich zeigt sich eine weniger bequeme Seite des Rituals: der Zweifel ...

Er prüft, wie echt dein Vertrauen ist, ob es aus Sehnsucht geboren wurde oder schon Wurzeln geschlagen hat. Zweifel prüft, wie echt dein Vertrauen ist, ob es aus Sehnsucht geboren wurde oder schon Wurzeln geschlagen hat.

Vielleicht spürst du dann ein Flackern von Unsicherheit: Wirkt das überhaupt? Habe ich die »richtigen« Wünsche gewählt? Wird sich wirklich etwas verändern? Diese Fragen sind kein Zeichen von Schwäche. Sie gehören zum Prozess – wie der Rauch zum Feuer, das ihn hervorbringt.

Ein Wunsch ist immer ein Spiegel deiner Werte. Beim Schreiben hast du deine inneren Bilder berührt – beim Loslassen öffnest du sie für das Leben. Dabei tauchen Gefühle auf, die nicht in eine glatte Erfolgsgeschichte passen: Unsicherheit, Skepsis, manchmal sogar Angst. Statt sie zu verdrängen, lade sie ein. Gefühle tragen Information – sie zeigen, was dir wirklich wichtig ist und wo noch Spannung liegt.

In der Psychologie spricht man vom mentalen Kontrastieren: Wir stellen uns nicht nur das schöne Ziel vor, sondern auch die Hindernisse, die auf dem Weg dorthin liegen. Diese innere Gegenüberstellung schärft die Motivation – sie prüft, wie ernst es uns wirklich ist. Genau das geschieht, wenn Zweifel auftauchen. Dein Inneres testet, ob ein Wunsch tragfähig ist, ob er mit deinen Werten im Einklang steht oder vielleicht nur ein Echo fremder Erwartungen war.

Das Ritual hilft dir, diese Prüfung zu durchleben, ohne dich darin zu verlieren. Jedes Verbrennen eines Wunschzettels erinnert dich daran, dass Klarheit nicht durch Kontrolle entsteht, sondern durch Bewegung: aufschreiben, fühlen, loslassen. Du hältst den Wunsch – und lässt ihn zugleich gehen. In dieser Spannung klärt sich, was bleibt.

Wenn du beim nächsten Verbrennen Unruhe spürst, bleib einen Moment bei diesem Gefühl. Frage dich: Was will mir dieser Zweifel zeigen? Vielleicht weist er auf ein Hindernis hin, das anerkannt werden will. Vielleicht macht er sichtbar, dass ein Wunsch nicht aus deinem Innersten stammt. Vielleicht kündigt er einfach eine Veränderung an. Schreibe deine Beobachtungen in dein Journal, ohne sie zu werten. So verwandelt sich der Zweifel in einen Wegweiser. Denn Klarheit entsteht nicht in der Abwesenheit von Unsicherheit, sondern im bewussten Umgang mit ihr.

Das ist die stille Lektion dieser Phase: Gefühle sind keine Gegner, sondern Verbündete. Sie öffnen den Raum, in dem Wünsche nicht nur gedacht, sondern gelebt werden können. Wenn du sie annimmst – auch die unbequemen –, entsteht etwas Tieferes als bloße Zuversicht: eine Form von Vertrauen, die sich aus Erfahrung nährt. Sie wächst dort, wo du bereit bist, den Zweifel nicht zu bekämpfen, sondern ihm zuzuhören. So wird aus Unsicherheit ein Richtungsweiser, aus Spannung Bewegung, aus Ritual Verwandlung. Und das, was du im Feuer loslässt, bleibt als leise Spur in dir zurück – als Erinnerung daran, dass Klarheit immer aus Begegnung entsteht: mit dem Wunsch, mit dem Zweifel, mit dir selbst.

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